Wir aktualisieren momentan unser Webseiten Design um die Erfahrung auf unserer Website zu verbessern.

Warnung
Diese Veranstaltung hat bereits stattgefunden.

Gedenken am Stein - mit anschließender Lesung und Musik

NOV
09

Gedenken am Stein - mit anschließender Lesung und Musik


Datum Donnerstag, 9. November 2023, 18:00 Uhr
Standort Johanneskirche Frohnau, Zeltinger Platz 18, 13465 Berlin
Mitwirkende
Pfarrer Dr. Ulrich Schöntube, Rabbiner Walter Rothschild, Nicola Jungsberger, Joanna Filus-Olenkiewicz (Bratsche), Jörg Walter (Harmonium)
Gedenken am Stein - mit anschließender Lesung und Musik

Wie in jedem Jahr treffen wir uns am 9. November um 18:00 zum Pogrom-Gedenken am Stein auf dem Kirchvorplatz.

Anschließend (gegen 18.30 Uhr): Synagogale Musik für Bratsche und Harmonium mit Lesung aus dem Essay "Die Sonnenblume" von Simon Wiesenthal mit Nicola Jungsberger und Rabbiner Walter Rothschild.

Die Szenenbildnerin Nicola Jungsberger hat das Essay 'Die Sonnenblume' 2015 neu herausgebracht, nachdem dieses wichtige Buch zum Thema Vergebung und Versöhnung, das original in Deutsch erschienen ist, sehr lange keine neue Auflage in Deutschland erfuhr.

Die Sonnenblume 

Was kommt nach der bösen Tat? Ist Vergebung möglich? Simon Wiesenthal überlebte den Holocaust und erzählte folgende Geschichte: Sein Protagonist, Simon, ist im Konzentrationslager Lemberg gefangen und sieht aus der Kolonne heraus auf dem Weg zur „Arbeit“ auf Gräbern Sonnenblumen stehen. Es sind gefallende deutsche Soldaten und SS-Leute. Auf seinem Grab, so denkt Simon in diesem Moment, werden keine Blumen stehen. Die „Arbeit“, zu der die Strafgefangenen abkommandiert wurden, ist in einem Lazarett. Dort wird Simon zu einem sterbenden SS-Mann gerufen. Dieser bittet Simon um Vergebung für die Grausamkeiten, die er auf dem Feldzug jüdischen Familien angetan hat. Simon hat Mitleid mit dem Sterbenden, aber er verweigert ihm diesen Wunsch. Wiesenthal endet seine Erzählung mit der Frage „Hätte ich, hätte überhaupt jemand ihm verzeihen sollen, verzeihen dürfen?“ Welche Rolle spielt Reue? Wie ist das Verhältnis von individueller und kollektiver Schuld ...?

Wiesenthal stellt diese Fragen Persönlichkeiten wie Carl Zuckmayer, Jean Amery, Hellmuth Gollwitzer und anderen und veröffentlicht diese Erzählung mit den Antworten. In Deutschland erscheint das Buch erstmals 1970. Die Frohnauer Autorin und Künstlerin Nicola Jungsberger hat das Buch 2015 neu herausgegeben und dazu viele weitere Persönlichkeiten um Antworten gebeten, wie den Dalai Lama, Desmond Tutu, Marcel Ophüls, Aleida Assmann und viele andere. Siebzig Jahre nach der Befreiung der Konzentrationslager, nach vielen politischen Umwälzungen ist es an der Zeit, diese Fragen neu zu stellen, Antworten zu versuchen. Es ist eine Aufgabe für jede Generation. 

Wir wollen das Buch „Die Sonnenblume“ in Begleitung der Herausgeberin in den Mittelpunkt unseres Nachdenkens zum 9. November stellen. Nach der Andacht am Stein werden wir in Lesung und Musik das facettenreiche Essay Wiesenthals vorstellen.

Begleitet werden wir an diesem Abend von Joanna Filus-Olenkiewicz (Bratsche) und Jörg Walter (Harmonium), die synagogale Musik für Bratsche und Harmonium aufführen werden.


Joanna Filus-Olenkiewicz, geboren in Bielsko-Biala/Polen und lebt seit 2010 in Berlin. Sie hat als Konzertmeisterin und Tuttistin bei vielen verschiedenen Orchestern international gespielt. Sie gibt auch Konzerte als Kammermusikerin und Solistin und nahm an vielen Radioaufnahmen teil, darunter mit dem Nationalorchester des polnischen Rundfunks in Katowice, dem Rundfunkorchester Berlin sowie auf zahlreichen Welttourneen. Joanna Filus-Olenkiewicz ist Dozentin für Bratsche bei einem Young Talent Kurs in Toyohashi, in Japan.  Darüber hinaus beschäftigt sie sich mit Sonderpädagogik für geistig Behinderte und Sehbehinderte.


Wir laden ebenfalls ein zu unserer Veranstaltung am 10. November um 20 Uhr, bei der wir mit Nicola Jungsberger, Herausgeberin des Essays "Die Sonnenblume",  ins Gespräch kommen wollen, um gemeinsam über die Fragen von Schuld und Vergebung nachzudenken.