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Bach hat insgesamt sieben Motetten komponiert. Eine davon – „Jesu, meine Freude“ – beansprucht darin eine gewisse Sonderstellung. Denn sie ist nicht nur mit Abstand die längste Motette Bachs und hat als Einzige fünf Stimmen. Sondern Bach hat gerade ihr eine ungewöhnlich reiche Architektur gegeben. Die sechs Choralstrophen (Text von Johann Franck, 1653) ziehen sich durch das ganze Werk und werden jeweils kommentiert von Ausschnitten aus dem Römerbrief, Kapitel 8. Besonders auffallend ist die strenge spiegelbildliche Symmetrie: Anfang und Schluss haben dieselben Harmonien, zweiter und vorletzter Satz („Es ist nun nichts“ und „So nun der Geist“) dasselbe motivische Material. Genau in der Mitte steht der Text „Ihr aber seid nicht fleischlich, sondern geistlich“. Diese herausragend virtuose Fuge markiert offenbar für Bach die Kernaussage. Natürlich hat das auch damit zu tun, dass dieses Werk – wie alle Motetten Bachs – aus Anlass einer Trauerfeier komponiert wurde. Eine weitere Besonderheit – und auch eine unheimliche Freude zum Singen – enthält das Werk dadurch, dass die jeweiligen Choralsätze so einmalig kunstvoll, bildhaft und geradezu überdeutlich auf den Text bezogen sind. Noch mehr als etwa in den Passionen oder im Weihnachtsoratorium. Gerade in „Trotz dem alten Drachen“ oder „Gute Nacht, o Wesen“ erschließen sich Text und Musik auf geniale Weise gegenseitig. Der Frohnauer Kantatenchor musiziert zusammen mit einem professionellen barocken Holzbläserensemble, Claudia Bartkowski spielt Cembalo, und die Leitung hat Jörg Walter. Dank des Gemeindefördervereins wurde es möglich, diese schöne und für Frohnau außergewöhnliche Instrumentalbesetzung zu realisieren.
Jörg Walter