02/07/2024 0 Kommentare
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
# Schaukasten
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
Wieder finden sich die Namen aller im letzten Kirchenjahr in unserer Gemeinde Verstorbenen handgeschrieben im Schaukasten zum Ewigkeitssonntag. An diesem Tag werden sie auch im Gottesdienst alle einzeln verlesen und für jeden Verstorbenen jeweils eine Kerze dazu angezündet. Beides ist eine letzte Ehre, eine letzte Respektbezeugung für die Verstorbenen und eine tröstende Geste an die Trauernden.
In diesem Jahr sind die Namen der Verstorbenen auf die langen Enden von 25 Fröbelsternen aufgetragen. Sie werden aus vier Papierstreifen geflochten, trotzdem ist jeder ein wenig anders. So wie wir Menschen alle anders sind. Man muss um den Kasten herumgehen, um alle Namen zu lesen.
Eigentlich erwartet man zum Ewigkeitssonntag ja etwas einfarbiges, in gedämpften Farben gehaltenes. Aber dieser Kasten leuchtet in fünf verschiedenen bunten Regenbogenfarben, geradezu fröhlich. Im Dunkeln ist der Kasten besonders schön, was ja gut zur dunklen Jahreszeit passt. Ab ca. 16 h erinnert er fast an ein Feuerwerk. Das liegt an den gedrehten Golddrähten, die sich durch den Kasten schwingen und das Licht reflektieren. Himmlische Leichtigkeit wird da ausgedrückt. Das will auf den ersten Blick so gar nicht zum Thema Tod passen. Auf dem Boden liegt ein dickes goldenes Buch. Es erinnert mich an das Buch des Lebens von dem in der Bibel die Rede ist, aus dem am Jüngsten Tag vorgelesen wird, was wir Gutes getan haben und wo wir schuldig geworden sind. In das Buch hineingeschrieben ist aber ein tröstliches Wort aus der Offenbarung Kap 21, Vs 3-4:
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.
Wer sagt denn, dass der Tod immer traurig sein muss? Natürlich für die Trauernden ist es immer furchtbar, einen geliebten Menschen zu verlieren. Aber für die Verstorbenen ist es doch oft genug das Ende ihres Leidensweges, ihrer Schmerzen. Und es tut gut, sich das klar zu machen, dass Gott alle ihre Tränen trocknet und weder Schmerz noch Leid mehr da sind. Der Tod ist mein Gewinn, sagt Paulus und er meint es ganz ernst. Unserer Gesellschaft ist dieser positive, ja fast fröhliche Blick auf den Tod komplett verloren gegangen. Das liegt sicherlich zum einen daran, dass unser Leben so bunt ist, sich so in Frieden und Wohlstand abspielt. Da fällt es schwer, dem Tod etwas Gutes abzugewinnen. Zum anderen liegt es daran, dass viele Menschen an ein Weiterleben oder ein wie auch immer geartetes Sein nach dem Tod nicht mehr glauben können.
Aber selbst diejenigen, die an eine Existenz nach dem Tod nicht glauben können, dürfen sich doch damit trösten, dass jedenfalls Leid und Schmerz aufhören, Tränen versiegen und Schreie verstummen werden. Dass alle Mühsal und Plage des Lebens und des Alters zu Ende ist, aller Kummer, alle Angst, alle Einsamkeit. Viele ältere Menschen, auch solche die nicht christlich geprägt sind, sehen dem Tod mit Gelassenheit ins Auge, ja empfinden manchmal sogar eine stille Vorfreude darauf. Ich erlebe das oft bei Gesprächen im Pflegeheim Haus Friedenshöhe. Denn:
Es werden abgewischt alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid, noch Geschrei, noch Schmerz wird mehr sein.
Wir glauben, dass Gott das tut. Und da ist der Trost noch größer, noch sicherer, wir sind noch zuversichtlicher. Und die Papiersterne mit den überlangen Schwänzen sind eigentlich Adventssterne. Sie weisen über den Ewigkeitssonntag hinaus auf die große Hoffnung des Advent, der Ankunft Gottes in der Welt.
Maren Topf-Schleuning
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