02/07/2024 0 Kommentare
Schaukasten Ostern 2015
Schaukasten Ostern 2015
# Schaukasten
Schaukasten Ostern 2015
Ostern 2015
Ein Kranz aus Reisig gebunden von dem sich bunte Bänder in den Raum ergießen, ein fröhliches Bild, fast erinnert es an den alten Brauch des Tanzes um den Maibaum. Daneben hängt ein großes graues Blatt, auf das die Notenzeilen eines Liedes geschwungen sind.
Ein fröhlicher bunter Osterschaukasten also?
Die Fröhlichkeit bleibt einem fast im Halse stecken, wenn man den Text unter den Noten liest:
Wir stehen am Morgen. Aus Gott ein Schein
durchblitzt alle Gräber. Es bricht ein Stein.
Erstanden ist Christus. Ein Tanz setzt ein.
Darunter die zweite Strophe:
Ein Tanz, der um Erde und Sonne kreist,
der Reigen des Christus, voll Kraft und Geist,
der Tanz, der uns alle dem Tod entreißt.
Die weiteren Strophen lauten:
An Ostern, o Tod, war das Weltgericht.
Wir lachen dir frei in dein Angstgesicht.
Wir lachen dich an, du bedrohst uns nicht.
Wir folgen dem Christus, der mit uns zieht,
stehn auf, wo der Tod und sein Werk geschieht,
im Aufstand erklingt unser Osterlied.
Am Ende durchziehn wir, von Angst befreit,
die düstere Pforte, zum Tanz bereit.
Du selbst gibst uns, Christus, das Festgeleit.
Der Text des Liedes ist von Jörg Zink, dem Schweizer Theologen, dem wir auch eine Bibelübersetzung in den Worten unserer Zeit verdanken, das Lied finden Sie in Nr. 21 Singt Jubilate, dem neuen lila Liederbuch.
Auf den ersten Blick passt der Text gar nicht zu den fröhlichen bunten Bändern. Von Tod und Weltgericht ist die Rede, von Gräbern, Aufstand und Angst, der düsteren Pforte. Und was soll das für ein Tanz sein, der nach dem Durchschreiten der düsteren Pforte beginnt – ein Totentanz? mit Christus an der Spitze? Düstere ja fast makabre Bilder hatte ich beim ersten Lesen vor Augen.
Aber beim zweiten und dritten Lesen kam dann die andere Botschaft hervor: befreit von Angst können wir lachen, im Aufstand gegen den Tod, der seinen Schrecken verloren hat. Ohne Angst können wir sogar in den Tod gehen, weil wir wissen, dass wenn wir Christus nachfolgen, er uns auch dorthin begleitet. Der Tanz, der beginnt, ist bei Jörg Zink ein Symbol für die Auferstehung und für die Unbeschwertheit und Leichtigkeit, die uns erwartet, wenn wir die Angst vor dem Leben und vor dem Sterben überwunden haben, weil wir ganz auf Christus vertrauen.
Leichter gesagt als getan. Und doch ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit und dem Schrecken, die mit dem Kreuzestod verbunden sind. Karfreitag und Ostern folgen so dicht aufeinander. Mir fiel es in diesem Jahr besonders schwer, von der nachdenklichen Karwoche ad hoc auf die Osterfreude „umzuschalten“ – vielleicht liegt es an dem Wintereinbruch und dem so zögerlich einsetzenden Frühjahr? Vielleicht habe ich zu viele Passionsandachten besucht?
Tröstlich der Blick in der Predigt der Osternacht auf die Frauen am Grab, die auch zunächst einmal Furcht empfanden vor dem ungeheuerlichen Geschehen und nicht fassen konnten, was sie da sahen und hörten. Und auch die Jünger brauchten ja noch eine ganze Weile bis sie begriffen, dass Jesus weiter lebt und wirkt. Unfassbar und unerklärlich ist die Geschichte der Auferstehung jedes Jahr von neuem.
Und doch ist es ein Kernstück unseres Glaubens, dass das Leiden nicht umsonst war, dass unsere Schuld getilgt wird, dass Versöhnung stärker ist als Hass, dass die Angst überwunden wird durch Vertrauen auf Gott, dass der Tod nicht das letzte Wort hat.
Da darf dann doch – wie bei den Frauen am Grab - die Osterfreude aufkeimen und über das Leid dieser Welt siegen. Und dafür ist der Tanz um den bunten Kranz ein schönes Bild.
Maren Topf-Schleuning
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