Unser aktueller Schaukasten zum Kirchentag: Damit wir klug werden

Unser aktueller Schaukasten zum Kirchentag: Damit wir klug werden

Unser aktueller Schaukasten zum Kirchentag: Damit wir klug werden

# Schaukasten

Unser aktueller Schaukasten zum Kirchentag: Damit wir klug werden

Kirchentag 2015: Damit wir klug werden.



 



Das signalrote Plakat mit der Einladung zum diesjährigen Kirchentag in Stuttgart kennen vermutlich die meisten. Meisterhaft haben es die „Schaukastendamen“ exakt in der Größe des Kastens nachgebastelt.  Es trägt in der unteren Mitte einen kleinen weißen Kasten in dem das Motto des diesjährigen Kirchentages steht „Damit wir klug werden Ps. 90.12“ Links davon das sog. Jerusalemkreuz, ein griechisches gleichschenkliges Kreuz, in dessen 4 Ecken sich wiederum kleine quadratische Kreuze finden, das Logo des Kirchentags ist und rechts eine Lupe, wie wir sie aus der Bedienleiste des internets und zahlreicher webseiten kennen, um etwas detaillierter anzuschauen. Das Plakat spielt also mit der digitalen Welt.



 



Der Schaukasten kontrastiert es mit einer alten, kostbaren Bibel, die an derselben Stelle, nämlich dem 90. Psalm Vers 12 aufgeschlagen ist. Dieselbe rote Lupe wie auf dem Kirchentagsplakat liegt auf der zitierten Bibelstelle und weist auf einen vergrößerten Textausschnitt ebenfalls in altdeutschen Lettern:



 



„Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf das wir klug werden.“



 



Wie sollen wir denn nun klug werden?



Durch das internet?



Durch das Studium der Bibel?



 



Der Schaukasten will das nicht entscheiden. Er stellt beides gleichberechtigt nebeneinander, der Zuschauer soll sich selbst Gedanken machen.



 



Beides geht natürlich. Es gibt heute erstaunlich viel biblische Information im internet, von Predigten auf den webseiten einzelner Gemeinden bis zu Begriffsdefinitionen und ganzen theologischen Lexika. Wussten Sie, dass das Kirchentagslogo, das Jerusalemkreuz damals noch in gold auf silber das Hauswappen des Kreuzritters  Gottfried von Bouillon war, der es dann als Wappen für das Königreich Jerusalem benutzte? Es wird gedeutet als Jesus und die vier Evangelisten. Etwas abgewandelt wurde es als Orden von Kaiser Wilhelm II gestiftet nach dessen Palästinareise. In der Weimarer Republik übernahmen es diejenigen evangelischen Kirchen als Kirchenfahne, die sich weigerten die Staatsfarben schwarz rot gold zu benutzen. Ab 2004 wurde es in weiß/rot das Logo des Evangelischen Kirchentages.  So etwas findet man bei Wikipedia, Stichwort Jerusalemkreuz und vieles nützliche und unnütze Wissen mehr.



 



Das selbständige Lesen der Bibel hingegen ist heute weniger verbreitet als in früheren Zeiten. Zu sperrig sind vielen die Texte fürs Selbststudium, andere meinen, sie kennten die wichtigsten Texte ja schon. Hand aufs Herz: Wann haben Sie das letzte Mal für sich allein eine längere Passage in der Bibel gelesen?



 



Aber was meint nun das Kirchentags-Motto?



Es handelt sich beim Kirchentag ja nichts so sehr um eine Bildungs- und Informationsveranstaltung als vielmehr um das gemeinsame Glaubenserlebnis und das Diskutieren, aber auch um das Kennen-  und Respektieren lernen anderer Positionen und Ausprägungen des Glaubens. Das schwäbische „Gugg gscheid na“ - Schau genau hin – ist das Motto des Eröffnungsabends, mit dem der Kirchentag um Neugier und Toleranz wirbt, damit das Programm für alle Teilnehmer eine Erweiterung des intellektuellen und des Glaubenshorizontes bietet.



 



Insofern ist das Motto dann gar nicht mehr soweit weg von dem Text des 90. Psalms, dem es entlehnt ist.



 



Auch dem Psalmdichter geht es nicht um Information, Bibelkenntnis und erworbenes Wissen. Gemeint ist vielmehr eine andere Klugheit, eher mit Weisheit zu übersetzen oder mit Herzensbildung oder Lebensklugheit, um zwei heute (leider) fast ungebräuchliche Begriffe zu benutzen.



 



„Lehre uns bedenken dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden“. Und weiter heißt es in Vers 13, 14: „Herr kehre dich doch endlich wieder zu uns und sei deinen Knechten gnädig! Fülle uns frühe mit deiner Gnade, so wollen wir rühmen und fröhlich sein unser Leben lang.“ „Und der Herr, unser Gott, sei uns freundlich und fördere das Werk unserer Hände bei uns“ endet der Psalm.



 



Klugheit bedeutet hier also, Gott erkennen, den Glauben erkennen und leben, von Gott durchdrungen unser Leben leben. Und in dieser Erkenntnis des Glaubens fröhlich sein und das Werk unserer Hände seinem Segen anvertrauen. Die wenigen Verse des Psalms enthalten tatsächlich die Grundingredienzien für ein glückliches Leben: Fröhlichkeit und Zuversicht im Glauben. Keine menschliche Hybris, sondern gerade eingedenk der eigenen Sterblichkeit und Unvollkommenheit auf Erden die Besinnung auf Gottes Gnade. Diese soll uns aber nicht zur Untätigkeit verführen oder verdammen, sondern zum fröhlichen Weiterarbeiten an der uns gestellten Aufgabe im Vertrauen auf seinen Segen und zu seinem Ruhme. Wer so leben kann, ist wahrhaft klug und darf doch nicht vergessen, dass er diese Gnade täglich neu erhält und erbitten muss.



 



Maren Topf-Schleuning


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