Unser Schaukasten zu Ostern

Unser Schaukasten zu Ostern

Unser Schaukasten zu Ostern

# Schaukasten

Unser Schaukasten zu Ostern

Der Ostergottesdienst fällt dieses Jahr aus – aber der Oster-Schaukasten ist da. Vorweg ein herzliches Dankeschön an unser unermüdliches und furchtloses Schaukastenteam.

Dieses Mal haben sie das Grab Jesu in Szene gesetzt mit einem schwarzen Vorhang vor sandgelbem Hintergrund und zwei riesigen aus Maschendraht und Papier gebastelten Steinen. Zwischen den beiden Steinen eine Glasplatte, auf der in Anlehnung an eine Zeile aus einem Lied von Leonard Cohen steht:
„Gott, hilf auch mir den Stein vom Grab wegzurollen. Allein kann ich das Ding nicht bewegen. 

Wer wird uns den Stein vom Grab wegwälzen, haben sich die drei Frauen gefragt, die sich bei Sonnenaufgang nach dem Sabbattag zum Grab Jesu aufgemacht hatten, um den Leichnam mit wohlriechenden Ölen zu salben. Sie wussten, dass sie es nicht konnten, auch zu dritt nicht, denn der Stein war sehr groß und sehr schwer. Markus 16, 1-3. 

So hilflos wie die drei Frauen fühlen wir uns im Moment doch auch. Wir können nichts tun gegen das Virus. Wir sind zur Untätigkeit verdammt, während die Sorgen immer größer werden: Die Sorgen um die Älteren, um diejenigen in den Alters- und Pflegeheimen insbesondere, die jetzt völlig isoliert sind, die Sorgen um Verwandte und Freunde und Nachbarn, die zur Risikogruppe gehören, die Sorge um diejenigen, deren Job jetzt weg ist oder deren Existenz bedroht ist, die Sorge um Frauen und Kinder in Familien, die auf engstem Raum zusammen auskommen müssen, ohne Garten und Terrasse. Die Sorge, wie lange die Krankenhausplätze noch ausreichen und die Ärzte und Pfleger* innen noch durchhalten. Manchmal fühlen wir uns, als hätten wir riesige Steine auf den Schultern oder noch schlimmer um den Hals gelegt wie Mühlsteine. Manch einer fühlt sich in seiner Wohnung sogar wie lebendig begraben. 

Trotzdem machten sie sich auf den Weg. Obwohl es ja vielleicht ganz vergeblich sein würde. Ihr Wunsch Jesus noch einmal zu sehen, ihm noch einmal etwas Gutes zu tun war zu stark.

Auch das kommt uns doch sehr bekannt vor. Das verzweifelte Festhalten an der Normalität, an dem was man eben tut, was Brauch ist oder was hilfreich oder nützlich sein kann. Manche von uns sind ganz gestresst davon, so viel wie möglich zu helfen, an andere zu denken oder zumindest nützliche Dinge zu tun, wie putzen und aufräumen und den Garten in Ordnung bringen.  Wir wollen den anderen wirklich etwas Gutes tun und wirklich etwas Sinnvolles machen. Aber eigentlich wollen wir unsere eigene Hilflosigkeit und Tatenlosigkeit  - unsere Ohnmacht überspielen oder betäuben. 

Und als sie beim Grab ankamen, war der Stein weggewälzt.  

Wir können den Stein vom Grab nicht allein wegwälzen und wenn wir uns noch so sehr bemühen. Wir können auch den Mühlstein von Sorgen nicht allein loswerden. Wir sind darauf angewiesen, dass Gott den Stein vom Grab wegwälzt und unseren Mühlstein von Sorgen wegwälzt. Er tut es, wenn wir ihm vertrauen. Etwas Anderes bleibt uns ohnehin nicht übrig. Das Vertrauen, dass er die Toten in Gnade aufnimmt, die Kranken heilt, den Ärzten und Pflegern schier übermenschliche Kraft gibt, den von materieller Existenzangst Betroffenen Mut macht, den Regierenden hilft, klug und umsichtig zu entscheiden, uns allen Zutrauen und Kraft und Geduld gibt. 

Und sie gingen in das Grab hinein und ein junger Mann in weißem Gewand sagte ihnen: Er ist nicht hier, er ist auferweckt worden. 

Und deshalb feiern wir Ostern. Und deshalb dürfen wir hoffen, auch und gerade in diesen Zeiten. 


Für das Schaukastenteam
Maren Topf-Schleuning

Dies könnte Sie auch interessieren

0
Feed