Korn, das in die Erde….

Der Schaukasten zur Karwoche und zu Ostern illustriert das bekannte ökumenische Passionslied EG Nr. 98.

Der Boden des Schaukastens ist 30 cm hoch mit Gestrüpp und Dornen bedeckt. Unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn… heißt es in der 3. Strophe. Darauf liegt schräg ein riesiges hölzernes Kreuz, das sofort die Assoziation an den sein Kreuz tragenden, mehrfach unter ihm zusammenbrechenden Jesus weckt. Und gleichzeitig sieht man aus dem gesamten Kreuz hellgrünes Weizengras wachsen.  Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün, so der Refrain des Liedes. Rechts liegt ein großer Feldstein, als Sinnbild für den vor das Grab gerollten Stein. Bedeckt ist er mit einer zum Kreis gebundenen Dornenranke, Symbol für die Dornenkrone. Dahinter sind auf Pergament die drei Strophen des Liedes geschrieben:

Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt,
Keim, der aus dem Acker in den Morgen dringt.
Liebe lebt auf, die längst gestorben schien:
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Über Gottes Liebe brach die Welt den Stab,
wälzte ihren Felsen vor der Liebe Grab.
Jesus ist tot, wie sollte er noch fliehn?
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Im Gestein verloren, Gottes Samenkorn,
unser Herz gefangen in Gestrüpp und Dorn.
Hin ging die Nacht, der dritte Tag erschien:
Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.

Den Text hat der bekannte Kirchenlieddichter und Theologe der DDR, seit 1991 Professor an der Humboldt Universität Berlin, Jürgen Henkys 1976 gedichtet. Vorlage war das englische Kirchenlied „Now, the green blades rises from buried grain“. Die Melodie geht auf ein französisches Weihnachtslied aus dem 15. Jahrhundert zurück. 12 Zeilen sind äußerst knapp, um Passion und Ostern darzustellen. Vieles wird nur angedeutet, das wichtigste steht zwischen den Zeilen. Der Text nimmt das bekannte Bild vom Weizenkorn aus, das Jesus selbst gebraucht hat, um seinen Tod zu deuten (Joh 12,24). Das Korn ist Jesus, und die Geschichte endet zunächst einmal mit dem Grab.  Was danach passiert, wird im Lied nicht gesagt. Es endet mit dem irgendwie doch verheißungsvollen Satz: „der dritte Tag erschien“. Darauf folgt dann wieder der Refrain Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün. Was am dritten Tag nun wirklich geschehen ist, muss sich der Leser und Sänger selbst denken, bleibt für Interpretationen offen. Das Unaussprechliche erklingt nur im Gesamtzusammenhang. Und doch ist die Stimmung von Hoffnung geprägt, Hoffnung durch Liebe. Diese andeutende Zurückhaltung macht wohl die große Beliebtheit dieses modernen Passionsliedes aus.

Der Schaukasten nimmt auch Bezug auf die Installation der Offenen Kirche in dieser Passions- und Osterzeit. Grünes Weizengras ist auf dem Altar gesät und gewachsen, ebenso in mehreren Kästen auf den Altarstufen. Aus Weizen wird Brot. Das Abendmahl ist Essen, um zu leben, Wegzehrung auf dem Weg zum Reich Gottes, so nennt es die evangelische Theologin Luise Schrottroff. Daran möchte das Team der Offenen Kirche erinnern, in einer Zeit, in der wir das Abendmahl so schmerzlich vermissen. Dazu gibt es einen schönen Flyer mit Fotos und Texten.

Vielleicht haben Sie in den Ostertagen Zeit, sich Schaukasten und Offene Kirche einmal anzuschauen, der Besuch lohnt. In jedem Fall wünschen wir Ihnen eine gesegnete Karwoche und ein frohes Osterfest.

Für das Schaukastenteam: Maren Topf-Schleuning