Unser Schaukasten zum Kirchentag

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# Schaukasten

Unser Schaukasten zum Kirchentag

Nun also auch im Schaukasten das unvermeidliche orange dieser Tage mit der Losung „Du siehst mich“, 1. Mose 16,13.

Aber das Schaukastenteam wäre nicht unser tolles Schaukastenteam, hätte es dieses Plakat nicht wieder aufgepeppt und verfremdet, so dass es dann doch für eine Überraschung gut ist. Ein riesiges, stark hervortretendes Auge blickt einem entgegen – gut sichtbar noch von der anderen Seite des Platzes. Das helle weiß ebenso auffällig wie die bunte Iris, die bei näherem Hinsehen aus Fotos einer Menschenmenge besteht und eine riesige Pupille einrahmt. Die Pupille aber entpuppt sich als ein kreisrunder Spiegel, in dem sich jeder Betrachter des Kastens plötzlich selber sieht.

Also nicht „Du siehst mich“ sondern „Ich sehe mich“ . So wie die anderen mich sehen: hübsch oder mittelmäßig, jung oder alt, mit Pickeln oder Falten, glattgekämmten Haaren oder zerzaust. So sieht mich auch Gott? Oder sieht er etwas anderes, sieht er mehr? Er sieht mir auf den Grund der Seele. So heißt es doch „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott aber sieht das Herz an, 1. Samuel 16,7.

Ist das nun beruhigend oder beunruhigend? Erst einmal finde ich es durchaus beunruhigend:
Gott schaut mir auf den Grund der Seele, vor ihm hilft kein Make up, kein Facelifting, keine geschmackvolle, der Figur schmeichelnde Kleidung, kein sicheres Auftreten. Nichts von dem, mit dem ich mein Spiegelbild und meine Mitmenschen für mich einnehmen oder sogar täuschen kann. Es hilft nichts, mich vor Gott ins rechte Licht zu rücken. Er sieht jeden schlechten Gedanken, jede innere Verfehlung, auch wenn sie gar nicht in die Tat umgesetzt wird. „Du siehst mich“ - das ist die beunruhigende Erkenntnis: Ich kann nicht lügen, nicht einmal beschönigen, ich kann mich nicht
besser darstellen als ich bin. Vor Gott kann ich keine Geheimnisse haben, wirklich gar keine – er sieht mich, so wie ich bin. Unerbittlich?

Nein, unerbittlich ist Gott eben nicht mit uns. Das ist das beruhigende. Er sieht uns wie wir sind, und er schaut uns trotzdem weiter an. „Du siehst mich“ heißt eben nicht nur, du erkennst mich, sondern auch, Du achtest auf mich, Du vergisst mich nicht, du schaust weiter hin, auch dann, wenn alle anderen mich vergessen und nicht mehr achten. Du siehst auf mich in Liebe und Barmherzigkeit, obwohl du alle meine Fehltritte, gedachte, unterdrückte und begangene Sünden gesehen hast, trotzdem. So wie ein Vater und eine Mutter ihre Kinder lieben, die ihnen nichts vormachen können, deren Übertretungen sie genauso durchschauen wie die Manöver, diese zu verbergen – und trotzdem lieben sie ihre Kinder.

Das Bild der Elternliebe ist für mich das passendste, das uns in der menschlichen Dimension, in unserem beschränkten Begreifen zur Verfügung steht, um Gottes Liebe annähernd zu erfassen. Deshalb hat Jesus ihn Abba, Vater genannt und deshalb dürfen wir ihn Vater nennen. Und wir müssen uns nicht sorgen oder schämen, dass er uns sieht, also durchschaut, sondern wir dürfen uns geborgen fühlen in seinem Angesicht.

Maren Topf-Schleuning

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