Jahreslosung 2018

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Jahreslosung 2018

Gott spricht: Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst. Offb. 21,6

 

Erasto Mpembas machte in den sechziger Jahren im heutigen Tansania eine Ausbildung als Koch. Immer wieder hatte er die Aufgabe Eiscreme herzustellen. Dazu musste er eine Pulvermischung mit Wasser anrühren. Er entdeckte, dass sein Eis im Gefrierschrank schneller gefror, wenn er das Pulver mit warmem Wasser anrührte und nicht mit kaltem. Als er später studierte, berichtete er diesen Effekt seinem Physikprofessor Denis Osborne. Der tat diese Beobachtung ab. Aus Gründen der Thermodynamik könne warmes Wasser nicht schneller gefrieren als kaltes Wasser. Mpemba gelang es jedoch seinen Professor zu überreden, dieses Experiment einmal selbst auszuprobieren. Erstaunt stellte der Professor fest, dass Mpemba Recht hat. Warmes Wasser gefriert schneller.

Es gibt zwar verschiedene Theorien zu dem sogenannten Mpemba-Effekt, aber eine abschließende Erklärung gibt es dafür nicht. Wir wissen über das Wasser, den so selbstverständlichen Grundstoff der Natur und des Lebens, offenbar sehr wenig. Dabei bedeckt Wasser zu zwei Drittel die Erdoberfläche! Der Mensch besteht zu 70 % aus Wasser. Künftige globale Verteilungskämpfe werden sich um sauberes Wasser drehen. Weltweit verdurstet alle 20 Sekunden ein Kind, weil es kein Wasser bekommt. Wasser ist Leben!

 

Ein Grund für den Mpemba-Effekt besteht darin, dass die Wassermoleküle auf sehr verschiedene Weise sich verbinden können beziehungsweise zueinander in Beziehung treten. Die moderne Wissenschaft sagt: Wasser ist ein Beziehungssystem – es kommuniziert. Das hört sich esoterisch an. Tatsächlich verbinden sich mit dem Wasser verschiedene Sehnsüchte des Menschen, um die sich in unserer Zeit eine ganze Industrie rankt. Es wird „veredeltes“ Wasser vermarktet. Da wird Wasser „aufgeladen“, „belebt“, „aktiviert“, „levitiert“, „strukturiert“, „energetisiert“ oder „informiert“ – alles Begriffe, die sich auf den entsprechenden Internetseiten veredelter Wasserinformationsfluten finden lassen.

In der westlichen Welt verbinden wir mit Wasser mehr als nur den Grundstoff des Lebens. Es ist Lebensquelle beziehungsweise Ausdruck der Sehnsucht nach der Erneuerung des Lebens, wie die Angebote veredelten Wassers zeigen.

Darin erkenne ich auch die Fragen nach Leben: Was „belebt“, „aktiviert“ mich? Was „strukturiert“, „energetisiert“ mein Leben? Woraus schöpfe ich Kraft, wenn meine Lebenskraft versiegt, wenn die Gesundheit erschüttert wird, wenn Beziehungen scheitern, Sicherheiten wegbrechen? Aus welchen Quellen lebe ich?

Mit der Jahreslosung aus dem vorletzten Kapitel der Bibel bringt sich Gott dem Lebenswasser Suchenden ins Gespräch: „Ich will dem Durstigen geben von der Quelle des lebendigen Wassers umsonst.“ Veredeltes Wasser – gratis! Dabei ist bemerkenswert, dass das Wort für „Quelle“ im Althebräischen zugleich auch „Brunnen“ bedeutet und (!) „Auge“. Dass Gott also Wasser gibt, bedeutet zunächst einmal: Gott sieht. Die Wasserquelle kommuniziert. Gott sieht meine Sehnsucht nach Leben, meine Maßstäbe energiereichen Lebens, meine Sorgen schwindender Kräfte und Lebenszeit. Er sieht meine Vorurteile über die Welt, die ich einordne mit ihren Naturgesetzen wie einst Denis Osborne, der sich Mpembas thermodynamische Zauberei nicht vorstellen konnte. Gott sieht mich mit meinen Unzulänglichkeiten und bietet als Quelle lebendiges Wasser.

Was könnte das sein? Mehr als ich an Leben erwarten kann, mehr als energiereiches Leben, für das ich mich abmühe. Hier gibt es das Wasser, ja Leben umsonst. Ich sehe das am Kreuz Jesu Christi. Der Evangelist Johannes beschreibt in der Passion, dass aus dem Leib Jesu Blut und Wasser heraustraten (Joh. 19,34). Der Evangelist wollte damit erweisen, dass Gott wirklich Mensch in Christus war. Symbolisch verliert Christus am Kreuz hier Wasser als Lebenselixier. Die Kräfte schwinden und die Lebenszeit vergeht. Jesu Wasser verströmt, wir aber sind veredelt, „aufgeladen“, „belebt“, „aktiviert“, „levitiert“, „strukturiert“, „energetisiert“ und „informiert“ – mit Leben. Mehr als Leben. Ewig Leben. Aus dieser Quelle lebe ich.

 

Pfr. Dr. Ulrich Schöntube

Foto: promo

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