
13/08/2025 0 Kommentare
Schaukasten zum 139. Psalm
Schaukasten zum 139. Psalm
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Schaukasten zum 139. Psalm
Im Zentrum des Schaukastens das von der NASA 1968 veröffentlichte Foto von der ersten bemannten Mondlandung mit derApollo VIII. Es zeigt sozusagen den „Erdaufgang über dem Mondhorizont“. Der Boden ist mit grauem Mondgestein (aus gehäckseltem Holz) bedeckt. In der Mitte liegt etwas Goldenes, das an den goldenen Aluschild der Mondfähre erinnert. Es ist eine Rettungsdecke aus dem Auto-Unfallkasten. Tatsächlich wurde das hauchdünne Aluminiummaterial zuerst für die Weltraumfahrt entwickelt, wie so viele unserer technischen Neuerungen. So sind die beiden Hauptthemen des Kastens schon einmal vorgegeben: Reisen bis ans Ende der Welt und Rettung.
Dazu passt der Vers aus dem 139. Psalms, der auf acht weiten Flügeln durch den dunklen (Welt-)Raum und durch die Nacht schwebt.
Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.
Das Foto ist ein Kultfoto nicht nur der Babyboomer-Generation. Jeder kannte es, kennt es. An diesem Foto scheiden sich die Geister, es polarisiert. Die einen feiern mit der gelungenen Mondlandung den Sieg von Wissenschaft und Technik, von menschlichem Fortschritt: Die Astronauten haben keinen Gott gesehen im Weltall – der Weltraum ist leer. Die anderen werden angesichts der Größe, Weite und Schönheit von Gottes Schöpfung noch demütiger. „Gott, der Himmel und Erde gemacht hat“, das bekommt noch einmal eine ganz andere Dimension. Einig sind sich alle, dass dieses Foto aufs Wunderbarste unseren so schönen blauen Planeten zeigt, den es zu schützen gilt.
Der 139. Psalm, nicht nur mein Lieblingspsalm. Er drückt alles aus: Zweifel und Zuversicht: Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar und zu hoch,ich kann sie nicht begreifen. Aber wie schwer sind für mich, Gott, deine Gedanken! Wie ist ihre Summe so groß! Wollte ich sie zählen, so wären sie mehr als der Sand.
Und Vertrauen in Gottes unendliche Gegenwart und Ewigkeit: Wenn ich aufwache, bin ich noch immer bei dir. Wohin soll ich gehen vor deinem Geist,und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
Unendlich poetisch wird da beschrieben, wie wir Menschen Gott ausgeliefert sind, den wir oft nicht begreifen können, aber auch,wie sehr wir uns ihm anvertrauen dürfen. Er ist allgegenwärtig, er kennt uns und er ist unsere Rettung aus aller Not. Er ist ohnehin da, egal ob wir es wollen oder nicht, auch das sagt dieser Psalm. Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als das zu akzeptieren. Das klingt schon sehr modern, geradezu existenzphilosophisch.
Der 139. Psalm ist vergleichsweise spät entstanden. Er gehört zur sogenannten jüdischen Weisheitsliteratur aus dem 3. vorchristlichen Jahrhundert. Ebenso wie das Buch Hiob, das Buch Jona, die Sprüche und der Prediger/Kohelet. Das war schon eine sehr intellektuelle Auseinandersetzung mit Gott. Gerade deshalb können wir an diese Texte heute so gut Anschluss finden, deshalb berühren sie uns. Dieselbe Demut, die uns beim Anblick der blauen Erde aus dem Weltall befällt, die ergreift uns, wenn wir Gottes Schöpfung sehen und seine Allgegenwärtigkeit und Unendlichkeit erahnen und akzeptieren müssen, dass wir ihn nicht bis ins Letzte verstehen können.
Auch im Urlaub zieht es uns in die Ferne. Wer weiß, für unsere Enkel mögen Reisen zum Mond erschwinglich werden und sie machen mit ihren Handys oder deren Nachfolgern genau dieses Foto vom Mond aus auf die Erde als Urlaubs-Schnappschuss und posten es. Uns zieht es in die Höhe der Berge oder an das unendliche Meer mit seinen unzählbaren Sandkörnern. Wir erleben im Urlaub die Morgenröte als Frühaufsteher bei Wanderungen oder nach durchfeierter Nacht, je nach Lebensalter und Vorliebe. Und oft fällt uns gerade in der Ferne auf: Gott ist auch schon hier. Wir können nicht vor ihm davonlaufen. Er holt uns ein, er hält uns fest, umfängt uns, wo wir auch sind.
Solche Urlaubserlebnisse wünscht Ihnen
für das Schaukastenteam
Maren Topf-Schleuning
PS: Lesen Sie den 139.Psalm einmal nach in der Bibel oder im evangelischen Gesangbuch Nr. 754
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