25/04/2025 0 Kommentare
Osterschaukasten
Osterschaukasten
# Schaukasten

Osterschaukasten
Der Osterschaukasten ist die Antwort auf den Karfreitagskasten. So wie Ostern die Antwort auf Karfreitag ist.
Am Karfreitag haben wir uns noch gefragt: „Wo finde ich Trost, wenn alles zerbricht, woran mein Herz hängt?“ Der Text ist noch ganz links zu sehen.
Daneben stand ein großes Kreuz mit zum Teil zerrissener Spiegelfolie beklebt. In diesem Kreuz konnten wir uns selbst sehen, unsere Zerrissenheit, unsere unbeant-worteten Fragen, unsere Verwundungen, unseren Kummer, unsere Verzweiflung. Jeder hat dort etwas anderes gesehen, jeder hat dort auf sich selbst geblickt und blicken müssen. Und jeder hat sich die Frage gestellt, wo er denn Trost fände, wenn alles zerbricht, ob er denn überhaupt Trost fände oder ob er verloren und einsam bliebe.
Diese Frage stellen wir uns doch derzeit häufiger, wo so viele Gewissheiten sich auflösen, wo Skrupellosigkeit über Anstand siegt, wo Politik unberechenbar wird, die Angst vor Krieg umgeht, die Angst vor Rezession, vor Wohlstandsverlust, vielleicht sogar Verlust der Heimat. Wie wird es unseren Kindern und erst unseren Enkeln ergehen? Dass sie in einer Welt leben, in der es jahrzehntelangen Frieden und ständig steigenden Wohlstand gibt, davon ist jedenfalls nicht auszugehen. Aber wie schlimm kann es kommen? Wir wissen es nicht. Wir wissen nicht, welche Prüfungen vor uns liegen und was wir alles zerbrechen sehen werden.
Und wenn es nicht die Weltlage ist, kann es doch viele private Katastrophen geben: Eine plötzliche schwere, nicht wirklich heilbare Krankheit kann genauso alle Gewissheiten und bisherigen Lebensrealitäten zerbrechen lassen wie ein Unfall, der Tod eines Kindes kurz nach der Geburt. Wir denken darüber lieber nicht nach. Das ist vielleicht auch ganz gut so. Es würde uns ja lähmen und lebensunfähig machen. Aber wenn wir aufmerksam die Geschicke im Freundes- und Bekanntenkreis verfolgen, finden sich doch viele Situationen, in denen die Betreffenden fast alles verlieren, woran ihr Herz hängt. Und oft fällt es schwer, ein Wort des Trostes zu finden.
Und dann kommt die Osterbotschaft, die der auferstandene Christus seinen Jüngern mit auf den Weg gibt, als er sie in Galiläa wiedersieht – der letzte Satz des Matthäusevangeliums: „Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ In weißer Schrift auf strahlendgelben Hintergrund, mit Kerzen von vorn und Licht von hinten steht dieser Satz. „Christus ist das Licht“, singen wir in der Liturgie der Osternacht. Das Licht, das uns nie verlässt, das bei uns ist, was auch immer in der Welt geschieht und das unser eigenes Kreuz zum Einsturz bringt, zumindest leichter zu tragen macht. Denn wir sind nicht allein, wenn alles zerbricht, woran unser Herz gehangen hat. Christus ist bei uns. (Im Schaukasten liegt das Kreuz jetzt fast am Boden und in ihm spiegelt sich das warme Licht.)
Es ist ein großes Missverständnis zu glauben, Gott beschütze uns allezeit vor allem Leid. Das tut er nicht, eigentlich wissen wir es alle. Aber wir sind nicht allein im Leid. Jesus Christus ist bei uns. Er selbst leidet mit uns, so wie er am Kreuz gelitten hat. Er kennt jede Tiefe, jede Enttäuschung, jede Demütigung, jeden Schmerz. er hat alles selbst durchlebt. Deshalb kann er sagen: „Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Und deshalb dürfen wir uns in unsrem Leid getröstet wissen. Wenn alles zerbricht, er bleibt.
Dieser Trost wirkt nicht immer sofort. So wenig wie am Ostermorgen alle trüben Gedanken an die Welt oder an eine private Katastrophe quasi auf Kommando verschwunden sind. Manch einem mag der Wechsel von der Passionszeit zur Osterfreude, gar zum Osterlachen in diesem Jahr schwer gefallen sein, jedenfalls schwerer als sonst. Aber irgendwann entfaltet diese Zusage doch ihre tröstende Kraft: „Siehe ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“
Irgendwann spüren wir doch wieder das warme kräftige Licht Gottes auf unserem Leben und die Bruchstücke unseres Lebens fügen sich neu zusammen zu einem anderen, vielleicht sogar schöneren Ganzen. Dass Sie das in Ihrem eigenen Leben erleben oder bei anderen miterleben dürfen in dieser österlichen Zeit, das wünscht
für das Schaukastenteam Maren Topf-Schleuning
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