Unser Schaukasten zu den Sommerferien 2024

Unser Schaukasten zu den Sommerferien 2024

Unser Schaukasten zu den Sommerferien 2024

# Schaukasten

Unser Schaukasten zu den Sommerferien 2024

Die letzten Wochen vor den großen Ferien sind nach der Vorweihnachtszeit wohl die hektischsten im Jahr. So viel muss noch erledigt werden, bevor der Urlaub endlich beginnen kann, Klassenarbeiten und Tests stehen noch an, Geschenke müssen besorgt werden für all die Jahresabschlusstreffen und und und….

Mitten in diese Hektik hinein bietet der Schaukasten ein Bild der Ruhe:

Ein Foto von einem einsamen Brandenburger See, fahles Sonnenlicht, glasklares Wasser, tief und unergründlich, die Wellen spielen am Strand und auf den Kieseln liegt eine Decke, auf der die Fotografin sich eben noch gemütlich ausgestreckt und die Ruhe und Einsamkeit genossen hat. Kurzum: ein Sehnsuchtsort für hektische Städter. 

Genau diese Decke, grün mit Lutherrose - wie passend, liegt auch auf dem Boden des Schaukastens, darauf der Schriftzug:  Ferien – Zeit für Saumseligkeit!

Dazu gehört der Text der Autorin Susanne Niemeyer, an der  rückwärtigen Scheibe:

Saumselig

Heute war ein guter Tag. Ich habe keine Wand gestrichen. Den Kühlschrank habe ich nicht abgetaut. Ich habe kein Problem gelöst, aber auch keines schlimmer gemacht. Ich habe nicht angestrengt, mein Geld habe ich nicht vermehrt (ich wüsste auch nicht wie). Ich bin mit niemandem in Streit geraten, habe nichts besser gewusst. Saumselig bin ich durch den Tag gegangen. Das ist ein Wort, das auf der Zunge vergeht. Versäumen steckt darin. Manchmal muss man etwas ausfallen lassen, damit das Glück einen antrifft. Meine Seele ist sehr glücklich darüber, abkömmlich zu sein. Sie ist unterwegs in anderen Sphären, ist Zitronenfaltern hinterhergeflogen und hat wilde Himbeeren gepflückt. Abends hatte sie dann so ein Lächeln im Gesicht, als wüsste sie etwas, das ich noch nicht weiß. Eine Ahnung von mir, wie ich bin, wenn ich nicht muss.

Das ist ein Lob auf das Nichtstun! „Saumselig“ ist eigentlich ein altertümlicher Tadel an Faulpelze, man kennt das Wort noch aus alten Büchern. Es stammt von dem mittelhochdeutschen Wort „Sümesal“ = „Versäumnis“ ab. Niemand benutzt das Wort heutzutage noch. Susanne Niemeyer hat es ausgegraben und ihm eine neue Bedeutung verliehen, eine positive: Sich treiben lassen, der Seele einmal Ruhe gönnen vom Alltag, die Natur betrachten und genießen, nach innen blicken. Zwar nichts erledigen, aber auch keinen Konflikt vergrößern. Wie viel gutgemeinte Aktivität endet im Streit, im Besserwissen, im Auftrumpfen über den anderen. Wer nichts tut, tut auch nichts Böses. Auch das ist eine nicht immer gern gehörte Wahrheit. Und dann steckt in dem wiederentdeckten Wort „saumselig“ ja auch das Wort „selig“. Auch wenn das nicht die ursprüngliche Bedeutung ist, hören wir es doch mit:  Selig zu versäumen.  Genau das meint die Autorin ja. Es liegt eine Seligkeit darin, nicht allem nachzujagen, nicht auf jeder Party sein zu müssen, nicht jedes Kulturereignis zu kommentieren, nicht jede Tagesnachricht zu verfolgen. Der Verzicht auf das Treiben, das ja doch auch ohne uns völlig unverändert weitergeht, das Abkömmlichsein hat etwas Gutes für die eigene Seele, schafft Freiräume für stilles Glück und große Einsichten in die eigenen Fähigkeiten, Möglichkeiten und vor allem in die eigenen Bedürfnisse.

Seliges Versäumen des Alltags und zugleich eine Entdeckungsfahrt in die eigene Seele wünscht Ihnen für die Urlaubszeit
für das Schaukastenteam
Maren Topf-Schleuning 

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