21/11/2024 0 Kommentare
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag 2024
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag 2024
# Schaukasten
Unser Schaukasten zum Ewigkeitssonntag 2024
Meine Zeit steht in Deinen Händen
So wie sich der kirchliche Jahreskreis am kommenden Sonntag mit dem Ewigkeitssonntag schließt, hat sich für einige Gemeindemitglieder auch der eigene Lebenskreis im Laufe dieses Jahres geschlossen. Zeit, inne zu halten, um unserer Verstorbenen zu gedenken und Ihren Platz in unserem Leben – über ihren eigenen Tod hinaus – zu würdigen.
Dafür sind die Namen aller im letzten Kirchenjahr in unserer Gemeinde Verstorbenen handgeschrieben in unserem aktuellen Schaukasten zu lesen. Am Ewigkeitssonntag werden auch im Gottesdienst alle Namen verlesen und für jeden Verstorbenen jeweils eine Kerze angezündet. So können wir uns im Gottesdienst miteinander verbinden im stillen Gedenken an liebe Familienmitglieder, Freunde, Gemeindemitglieder, die verstorben sind. Der goldene Schein der Kerze darf als Licht verstanden werden, welches sie in unser Leben gebracht haben. Ein Licht, das über den Tod hinaus strahlt.
Im Schaukasten haben wir die Namen in diesem Jahr auf Ziffernblätter geschrieben. Das Ziffernblatt als Symbol der Zeit, des Jahreskreises, der Ewigkeit und der Unendlichkeit.
Meine Zeit steht in Deinen Händen, so heißt es im Psalm 31 Vers 16.
Kleine Uhren, größere Uhren – alle samt sind Zeitmesser mit der gleichen Maßeinheit: Sekunden, Minuten, Stunden, Tage ... Zeit, die nie still steht.
Welchen Bezug haben wir zur ZEIT? Und was bedeutet uns Zeit mit Blick auf unsere Verstorbenen?
Vielleicht blicken wir mit Dankbarkeit auf die Zeit, die wir mit ihnen verbringen durften. Vielleicht schauen wir mit mehr Aufmerksamkeit auf die Zeit, die jedem Einzelnen von uns gegeben ist. Einige Momente erscheinen uns rasch verflogen zu sein, andere Etappen haben wir als sehr lang andauernd empfunden. Möglicherweise schauen wir auf unsere eigene Lebenszeit, um diese zu gestalten. Vielleicht ziehen wir auch Zwischenbilanz und blicken darauf, welche Spuren wir hinterlassen wollen. Spuren, die unsere eigene Lebenszeit überdauern. Sicherlich benötigen wir auch Zeit. Zeit zum Trauern um unsere Verstorbenen und Zeit, um unser Leben mit der entstandenen Lücke neu zu ordnen.
Meine Zeit steht in Deinen Händen.
Das Wort „steht“ erscheint paradox und sperrig. Die Zeit steht ja leider nicht, wenn liebe Menschen von uns gehen. Der Alltag um uns herum geht einfach weiter – obwohl wir sie gern anhalten würden, um den Verlust zu verarbeiten – eben Zeit zu haben, ohne Funktionieren zu müssen im alltäglichen Räderwerk. Wie banal und gleichzeitig empörend ignorant erscheinen uns da die Zwänge des Alltags! Andererseits: Vielleicht sind auch gerade sie genau das, was uns hilft, nicht in unserer Trauer zu erstarren, sondern uns den Herausforderungen des Lebens weiter zu stellen.
Meine Zeit ist in Deinen Händen.
Wenn man das Verb etwas „neutraler“ übersetzt (im Sinne von „sein“), hat die Aussage für mich einen tröstlichen Charakter und erscheint als Faktum. Als eine Art Rückfallebene. Ich kann nicht tiefer fallen, als in Gottes Hand. Die Zeit von uns allen ist in Gottes Hand geborgen. Meine Zeit und die unserer Liebsten.
Meine Zeiten sind in Deinen Händen.
Vielleicht gilt aber auch im Psalm die Mehrzahl – Zeiten. Meine Zeiten sind in Gottes Hand. Unsere Zeiten mit lieben Menschen liegen in Gottes Hand. Alle unsere erlebten Momente und unsere zukünftigen. Zeiten und Wegetappen, die leichtgängig sind, andere die uns vieles abverlangen. Wie gehen wir durch unser Leben? Verschwenderisch im Umgang mit Zeit in der Jugend, bewusster im fortgeschrittenen Alter? Gehen wir gemeinsam – verbunden mit anderen? Welche Phasen bewältigen wir lieber allein? Wie haben wir die Zeit mit unseren nun Verstorbenen verbracht? Gut im Kontakt oder eher weniger? Wo hätten wir gern mehr gehabt oder vielleicht sogar lieber weniger? Und was bedeutet dies für das Gestalten unserer kommenden Tage?
So viele Fragen!
So halten wir im Gedenken an unsere Verstorbenen vielleicht inne. Eine Zäsur, die in uns Erinnerungen wachruft, uns gleichsam aber auch mit Fragen konfrontiert. So können wir unsere Zukunft, die ja irgendwie auch „nur“ eine Vorwegnahme von bald Vergangenem ist, gestalten, indem wir den Blick zurück wagen. So oder so. Unsere Verstorbenen sind Kristallisationspunkte dafür. Das und so viel mehr macht sie zu einem Teil der Ewigkeit. Sie gehen und bleiben doch – in uns.
Und so lege ich vertrauensvoll meine Zeit in Gottes Hände und bin dankbar für die kleine Lücke, die kleine Zäsur, bevor ein neues Kirchenjahr beginnt. Danke an alle unsere Verstorbenen für die gemeinsame Zeit.
Gute kommende Zeiten in Gottes Händen wünscht
Claudia Kraffzig für das Schaukastenteam
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