Niemals Gewalt! Unser Schaukasten im Mai

Niemals Gewalt! Unser Schaukasten im Mai

Niemals Gewalt! Unser Schaukasten im Mai

# Schaukasten

Niemals Gewalt! Unser Schaukasten im Mai

Frieden in der Welt – das ist ein Wunsch, eine tiefe Sehnsucht von uns Menschen, die mal lauter, mal leiser klingt, aber immer da ist und da war.

Wie wenig selbstverständlich Frieden ist, haben wir spätestens im Februar dieses Jahres begreifen müssen. Denn die meisten von uns sind Kinder einer Friedenszeit in Europa, haben glücklicherweise keine persönlichen Kriegserfahrungen im Rucksack des eigenen Lebens. Wir haben in Deutschland – je nach biographischem Hintergrund – mehr als 30 oder sogar mehr als 70 Jahre eine Zeit der Demokratisierung erfahren und dürfen freiheitlich Einfluss auf die Entwicklung unserer Gesellschaft nehmen. Was für ein hohes Gut!!! Das spüren wir jetzt.

In politischen Debatten, am heimischen Küchentisch und im Freundeskreis wird aktuell heftig darüber diskutiert, wie denn nun jetzt konkret mit der Kriegssituation in Europa umgegangen werden sollte. Diplomatie, schwere Waffen, Sanktionen … Schon bei der Diskussion ahnen wir bzw. müssen wir befürchten, dass es keine schnelle Lösung geben wird.

Und was ist bei alledem mit dem pazifistischen Grundgedanken, der eine zentrale Säule unseres christlichen Glaubens ist? Was ist mit unseren Friedensgebeten? Die evangelische Friedensethik steckt auf dem ersten Blick in einem Dilemma, da sie aus den Friedens-erfahrungen vieler Jahrzehnte den Fall, dass eine Atommacht ein Nachbarland erobern will, nicht einkalkuliert hat. Und so scheint es bitter, dass wir kurzfristig europäisch, einheitlich entschlossen auf die reale Bedrohung in der Ukraine auch mit der Verteidigung mit Waffen und mit Abschreckung durch Sanktionen antworten müssen. Langfristig haben wir wirksamere Mittel: alles, was Vertrauen schafft, Menschen zusammenbringt, persönliche Kompetenz aufbaut, Konflikte gewaltfrei zu bearbeiten.

Zum Glück sind wir im Schaukastenkreis bei unserer Diskussion auf die Rede von Astrid Lindgren gestoßen, welche sie 1978 anlässlich ihrer Auszeichnung mit dem Friedenspreis des Buchhandels gehalten hat: „Niemals Gewalt!“.

Auch sie sagt darin: „... über den Frieden sprechen heißt ja über etwas sprechen, das es nicht gibt. Wahren Frieden gibt es nicht auf unserer Erde und hat es auch nie gegeben, es sei denn als Ziel, das wir offenbar nicht zu erreichen vermögen. Solange der Mensch auf dieser Erde lebt, hat er sich der Gewalt und dem Krieg verschrieben, und der uns vergönnte, zerbrechliche Friede ist ständig bedroht ...“

Aber sie zeigt uns auch einen Ausweg.

„Ich glaube, wir müssen von Grund auf beginnen. Bei den Kindern...

Denn, wie war denn die Kindheit, „aller dieser wirklich "verdorbenen Knaben", von denen es zurzeit so viele auf der Welt gibt, dieser Diktatoren, Tyrannen und Unterdrücker, dieser Menschenschinder?“ Dazu erzählt sie uns auch eine kurze Anekdote, die sie von einer älteren Dame zugetragen bekommen hat:

„… eines Tages hatte ihr kleiner Sohn etwas getan, wofür er ihrer Meinung nach eine Tracht Prügel verdient hatte, die erste in seinem Leben. Sie trug ihm auf, in den Garten zu gehen und selber nach einem Stock zu suchen, den er ihr dann bringen sollte. Der kleine Junge ging und blieb lange fort. Schließlich kam er weinend zurück und sagte: "Ich habe keinen Stock finden können, aber hier hast du einen Stein, den kannst du ja nach mir werfen." Da aber fing auch die Mutter an zu weinen, denn plötzlich sah sie alles mit den Augen des Kindes. Das Kind musste gedacht haben, "Meine Mutter will mir wirklich weh tun, und das kann sie ja auch mit einem Stein."

Sie nahm ihren kleinen Sohn in die Arme, und beide weinten eine Weile gemeinsam. Dann legte sie den Stein auf ein Bord in der Küche, und dort blieb er liegen als ständige Mahnung an das Versprechen, das sie sich in dieser Stunde selber gegeben hatte: "NIEMALS GEWALT!"

Nein, wir sind nicht ohnmächtig! Auch jetzt nicht in dieser ausweglos scheinenden Situation. Wir können uns dem Frieden langfristig nähern, jeden Tag, Stück für Stück durch unser eigenes Tun. Wir können einen kleinen Stein auf das Küchenbord legen als Mahnung für uns und für die Kinder: NIEMALS GEWALT!

Mehr noch: wir können unseren Kindern zu Hause, in der Schule, im Kindergarten, in den Vereinen und Kirchgruppen vorleben, wie ein offenes Miteinander gelingt, wie Konflikte friedlich gelöst werden. Das gemeinsame Beisammensein im christlichen Sinne ist eben mehr als nur das Brot zu teilen oder den Apfel und den Traubensaft.

Claudia Kraffzig

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