02/07/2024 0 Kommentare
Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
# Schaukasten
Schaukasten zum Ewigkeitssonntag
Was hat sich das Team wohl dieses Jahr für den Ewigkeitssonntag überlegt? Die vielen schönen Kästen der vergangenen Jahre sind doch gar nicht mehr zu übertreffen, ging mir durch den Kopf. Bis ich in Eile mit dem Auto an der Kirche vorbeifuhr und aus den Augenwinkeln ein symmetrisches Gräberfeld aus weißen Kreuzen wahrnahm, das mich entfernt an einen Soldatenfriedhof erinnerte. Ich konnte nicht anders, ich musste am selben Abend noch einmal zurückkehren, um mir den Schaukasten genauer anzusehen.
Tatsächlich, in Reih und Glied sind 80 selbstgebastelte dreidimensionale Papier-sterne auf den beiden Seiten eines alten Sprungfederrahmens befestigt. Dieser Rahmen weckt ja schon die Assoziation von Vergänglichkeit, hat aber andererseits durch seine Regelmäßigkeit eine starke ästhetische Wirkung. Die Sterne sind alle nach demselben Muster aus vier Papierstreifen geflochten, trotzdem ist jeder ein wenig anders, so wie wir Menschen. Sie wirken auf den ersten Blick wie Kreuze, denn sie haben lange Enden. Und auf diesen Enden ist jeweils der Name eines im letzten Kirchenjahr verstorbenen Gemeindeglieds handschriftlich notiert als Zeichen des wertschätzenden Gedenkens. Man muss um den Kasten herumgehen, um alle Namen zu lesen.
Und während ich das tue, werden aus den Namen Gesichter wach. So wie es den trauernden Angehörigen und Freunden geht. Hinter jedem Namen, hinter jedem der symmetrisch angeordneten Kreuze steht ein geliebter Mensch und ein Schicksal. Jedes Jahr kenne ich mehr von den Verstorbenen persönlich. Da sind ehemalige Kantoreimitglieder oder vertraute Namen aus den Gottesdiensten in Haus Friedenshöhe, eine davon durfte ich an ihrem Todestag begleiten.
Die regelmäßig angeordneten Kreuze strahlen eine so große Ruhe aus. Es ist gut, sich an den Gedanken des Todes zu gewöhnen, seinen Frieden damit zu machen und das Tabu des Todes zu durchbrechen. Der Tod gehört zum Leben. Der Tod kann die Liebe zu dem geliebten Menschen nicht zerstören. Und der Tod kann die Liebe Gottes zu uns, zu jedem einzelnen von uns, nicht zerstören.
Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit
und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit
steht unten in goldener Schrift auf dem Boden des Schaukastens. Das ist die dritte Strophe aus dem Lied Nr. 533 aus dem Evangelischen Gesangbuch. Geschrieben ist es 1941 von Arno Pötzsch im Angesicht des allgegenwärtigen Todes auf den Schlachtfeldern. Arno Pötzsch war als Militärpfarrer zuständig für die Seelsorge der Soldaten, die auf dem Meer vor Holland, Belgien und Nordfrankreich stationiert waren. Mit dem Lauf des Krieges wurde er immer öfter gerufen, um gefallene Soldaten beizusetzen. So passt die Assoziation des Soldatenfriedhofs doch gut zu der Liedstrophe. „Unverloren“ hat er seinem Gedicht als Überschrift gegeben. „Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand“ lautet die erste Zeile.
Weil Gott überall ist und weil wir durch Christus mit diesem Gott verbunden sind, gibt es nichts und niemand, der uns aus seiner Hand reißen kann, auch nicht der Tod.
Und dann bemerke ich, dass die Papiersterne mit den überlangen Schwänzen zwar an Kreuze erinnern, aber eigentlich doch ein Adventssymbol sind. Da weist der Schaukasten über den Ewigkeitssonntag hinaus auf die Hoffnung des Advent, die Hoffnung der Ankunft, was Advent wörtlich übersetzt bedeutet, die Hoffnung auf die Wiederkehr unseres Herrn und die Auferstehung.
Maren Topf-Schleuning
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