17/03/2025 0 Kommentare
Unser Schaukasten "Frauen in der Passion"
Unser Schaukasten "Frauen in der Passion"
# Schaukasten

Unser Schaukasten "Frauen in der Passion"
Frauen in der Passion ist das Motto der diesjährigen sechs Passionsandachten, die reihum in den Gemeinden von Nord-Reinickendorf stattfinden. Manche kennen wir beim Namen, andere bleiben namenlos: Frauen, die Jesus auf seinem Weg begleitet haben, bis zum bitteren Ende. Die Bibel deutet das Schicksal dieser Frauen nur an. In den Passionsandachten wird nach Spuren gesucht, Geschichten und Legenden erzählt, die die Tradition um diese Frauen gewoben hat. Und natürlich wird der Frage nachgegangen, was diese Frauen und ihr Weg ins Leid uns heute zu sagen haben.
Je eine dieser Frauen steht im Mittelpunkt einer Andacht und je ein Portrait findet sich dazu im Schaukasten, der ganz in lila, der liturgischen Farbe der Passion, gehalten ist: Die Abbildung eines Kunstwerks bei den bekannten Frauengestalten, besonders für Maria, die Gottesmutter (9.4. Dorfkirche Wittenau) und auch für Veronika mit dem Schweißtuch, die zumindest in katholischen Kreisen sehr populär ist (2.4. katholische Kirche Maria Gnaden). Der Legende nach stand sie am Wegesrand, als Jesus mit seinem Kreuz auf dem Rücken nach Golgatha zog. Bewegt von seinem Leid reichte sie ihm ein Tuch, um seine Stirn von Blut und Schweiß abzuwischen, woraufhin er es ihr mit dem dort abgezeichneten Abbild seines Gesichts zurückgab. In der altkirchlichen Tradition wurde sie von manchen mit der von Jesus geheilten blutflüssigen Frau gleichgesetzt, von der z.B. bei Lukas 8,43–48 berichtet wird.
Die Frau des Pilatus wird durch einen anonymen römischen Frauenkopf symbolisiert. Sie warnt ihren Mann davor, Jesus kreuzigen zu lassen, er sei unschuldig und sie habe seinetwegen einen schrecklichen Traum gehabt, (Matthäus 27,19). Auch sie bleibt in der Bibel namenlos, wenn auch klar zuzuordnen. In den Apokryphen, Texten, die es nicht in den biblischen Kanon geschafft haben, hier im sogenannten Evangelium nach Nikodemus, wird sie ausführlicher beschrieben. Sie sei eine Gottesfürchtige gewesen, d.h. eine Sympathisantin des Judentums, von denen viele später Christen wurden. Und sei erhält einen Namen, nämlich Procula, später noch den Vornamen Claudia. Späterhin gilt sie sogar als frühe Christin und wird heiliggesprochen. In seiner Andacht am Aschermittwoch ging Pfr. Schöntube der Frage nach, was denn gewesen wäre, wenn Pilatus auf seine Frau gehört hätte. Dann hätte sich Gottes Heilsplan für uns nicht verwirklichen lassen.
Eine bildliche Darstellung gibt es sogar von der namenlosen Magd am Feuer (26.3. Pfarrhaus Waidmannslust), von der in allen vier Evangelien (z.B. Markus 14, 66-68) die Rede ist. Petrus war Jesus zum Haus des Hohepriesters gefolgt, wohin er nach seiner Verhaftung zunächst gebracht wurde. Mitten im Hof hatte man ein Feuer angezündet, und Petrus setzte sich zu den Leuten, die dort beieinandersaßen. Eine Magd sah ihn am Feuer sitzen, schaute ihn genau an und sagte: »Der war auch mit ihm zusammen«. Aber Petrus leugnete es und verleugnete damit zum ersten Mal den Herrn. Dreimal wird er es tun, ehe der Hahn kräht. Der Hahn findet sich im Bild oben links.
Von der Salbung in Bethanien (19.3. Dorfkirche Hermsdorf) gibt es zwar künstlerische Darstellungen, sie zeigen aber zumeist die ganze Gruppe von Jesus und seinen Jüngern, während die salbende Frau nur von hinten zu sehen ist. Bei Markus, Matthäus und Lukas bleibt die Frau namenlos. Wir haben deshalb ein modernes Foto einer Frau aus dem palästinensischen Raum mit langen schwarzen Haaren gewählt. Mit ihren Haaren soll sie nämlich die Haare von Jesus getrocknet haben, Lukas 7, 36 ff und Johannes 12, 3-11, wo es allerdings Maria von Bethanien, die Schwester von Martha und Lazarus, ist, die die Salbung vollzieht.
Irritierend wirkt zunächst das Foto einer modernen Skulptur, die einen Frauenkörper am Kreuz zeigt. Christus*a war der Titel der Andacht am 12.3.in Lübars. Die Skulptur wurde 1984 von der amerikanischen Künstlerin Edwina Sandys geschaffen und löste einen Skandal aus. Sie steht nach zweimaliger Entfernung jetzt wieder in einer Seitenkapelle der riesigen anglikanischen Kathedrale St. John The Divine in Manhattan, New York. Zweierlei will uns diese Figur sagen, führte Pfrn. Sauerbrey aus: Zum einen wird deutlich, dass alle Bilder von Gott und auch von Jesus persönliche Interpretationen der jeweiligen Künstler und Künstlerinnen sind. Wir wissen nicht, wie Jesus ausgesehen hat und wir sollen uns von Gott kein Bild machen. Er bleibt unfassbar für uns. Zum zweiten will die Künstlerin zeigen, dass obwohl der historische Jesus eindeutig ein Mann war, es oft Frauen waren, die seinetwegen gelitten haben und die überhaupt in der Geschichte und auch heute noch mehr leiden unter Gewalt, die vor allem von Männern ausgeht.
Wir möchten Sie ermuntern, sich zu den vier noch verbleibenden Passionsandachten in die anderen Gemeinden (jeweils 19 h) aufzumachen. Ein besonderer musikalischer Schwerpunkt, meist durch den Chor der jeweiligen Gemeinde, macht dies doppelt lohnenswert.
Für das Schaukastenteam
Maren Topf-Schleuning
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